Die Sophienheilstätte in Bad Berka - ein Lost Place der besonderen Art   -  Teil 2

Die Sophienheilstätte in Bad Berka – ein Lost Place der besonderen Art – Teil 2

Die Sophienheilstätte – Gründung und Anfangsjahre

Die Heilstätte erhielt ihren Namen nach der 1897 verstorbenen Sophie von Oranien-Nassau und Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach (1824–1897).Patriotische Frauenhilfsvereine und Damenkomitees gründeten sich im 19. Jahrhundert als Vereinigungen von Frauen, die aus sozialer Verantwortung heraus, Hilfe leisten wollten bei der medizinischen Versorgung, Pflege, Sozialfürsorge, Bildung und Ausbildung notleidender Bevölkerungsschichten, insbesondere Frauen und in Kriegszeiten »für die armen Familien der Reservisten« Sorge trugen… Die Frauenvereine des Großherzogtums haben schon im Jahre 1866 allseits die hingebendste Tätigkeit gezeigt. Dieselben werden zu einer solchen jetzt noch in höherem Grade bereit sein und unsere Bemühungen werden den lebhaftesten Anklang finden in allen Schichten der Bevölkerung.«Sophie stellte sich engagiert den Aufgaben als Landesmutter…Sophie förderte eine Vielzahl sozialer Einrichtungen, für die sie auch eigene finanzielle Mittel aus ihrer Privatschatulle einsetzte, darunter: 1854 die auf ihre Initiative gegründete erste höhere Mädchenschule, das »Sophienstift« Weimar, 1875 die Sophienhausschwesternschaft als Pflegerinnenanstalt, die Blinden- und Taubstummen-Anstalt in Weimar, die Sophienheilstätte bei Bad Berka, die erst nach ihrem Tod eingeweiht werden konnte. Dr. Ludwig Pfeiffer (1842–1921), ab 1872 Hofarzt der Großherzogin, war ihr ein enger Verbündeter und Ideengeber bei der Umsetzung ihres sozialen Engagements. Er war Vorstand des Großherzoglich Sächsischen Impfinstituts in Weimar, später als Bezirksarzt tätig und lei-tete bis 1908 das 1886 eingeweihte Weimarer Sophienhospital. Auf seine Anregung hin veranlasste die Großherzogin den Bau des »Diakonissen-Mutterhaus« von Weimar. 1887 wurde dort mit der Ausbildung von Krankenschwestern begonnen. Das Weimarer Mutterhaus war eng mit der Sophienheilanstalt verbunden. Die Schwestern aus dem Weimarer Mutterhaus prägten über Jahrzehnte ganz wesentlich die Krankenpflege in der Sophienheilstätte bei Bad Berka. 1904 gab es in Deutschland schon 69 Volksheilstätten mit 5.800 Betten sowie 25 Privatkliniken mit etwa 1.700 Betten. Bei einem üblichen drei- bis viermonatlichen Wechsel konnten pro Jahr demnach nur ca. 30.000 Kranke behandelt werden. Man ging aber von etwa 1,3 Millionen Tuberkulosekranken in Deutschland bei einer Gesamteinwohnerzahl von 49,7 Millionen aus. (Blumenthal 1905, S. 125, 153,160)

Die Sophienheilstätte – Gründung und Anfangsjahre Sanitätsrat Dr. Adam Koppert (1870–1949) wurde 1902 Chefarzt der Sophienheilstätte und übernahm diese Aufgabe bis 1934. Ein fachlicher Austausch mit den Ärzten benachbarter Kliniken, insbesondere mit dem Bezirksarzt Dr. Pfeiffer in Weimar, der wahrscheinlich schon an der Ansiedlung der Heilstätte bei Berka unter der Großherzogin Sophie beteiligt gewesen war, ist für den weiteren Ausbau der Lungenheilstätte anzunehmen. Dr. Koppert führte die Therapien seines Vorgängers weiter. Das Hauptziel dieser Behandlung war die Unterstüt-zung der Widerstandskraft des erkrankten Organismus. Chefarzt Koppert war ein Anhänger der Arbeits- und Beschäftigungstherapie. 1912/13 kaufte die LVA Thüringen auf Veranlas-sung von Chefarzt Dr. Koppert das Rittergut München zu arbeitstherapeutischen Zwecken. In der Gärtnerei mit Baumschule, Gewächshaus, Spargelanlage, 60 Frühbeeten und einem Bienenhaus mit 30 Völkern wurden arbeitsfähige Patienten beschäftigt. Die schweren Arbei-ten blieben jedoch dem Personal und Gesunden vorbehalten. Ein interessanter Zeitzeugenbericht ist von einem Patienten nach der Jahrhundertwende er-halten: In seinem Buch »Lebensgeschichte eines modernen Fabrikarbeiters« (1905) berich-tet der Fabrikarbeiter Moritz William Bromme ausführlich über seine Kuraufenthalte in der Sophienheilstätte. 15 Jahre schwere Fabrikarbeit hatten ihren Tribut gezollt. Bromme litt un-ter einem chronischen »Katarrh« der Lunge. Sein Arzt diagnostiziert Tuberkulose und emp-fahl dem Patienten einen Aufenthalt in einer Lungenheilstätte. Im Sommer 1902 verbrachte Bromme für drei Monate einen ersten Kuraufenthalt in der Sophienheilstätte. Tägliche Liege-kuren an der frischen Luft, reichhaltige Mahlzeiten, Messen der Körpertemperatur, kalte Ab-reibungen morgens und abends, tägliches Duschen, ein Spaziergang zwischen dem ersten und dem zweiten Frühstück und die penible Einhaltung hygienischer Maßnahmen bestimm-ten den Tagesablauf, der von Dienstboten und Schwestern streng kontrolliert wurde. Bei ihm wollte sich der Erfolg jedoch nicht so recht einstellen. Bromme musste in den Jahren bis 1905 die Heilstätte noch zwei weitere Male aufsuchen. Seinen Berichten können wir entneh-men, dass zu dieser Zeit neben dem Chef- und dem Ober- oder Assistenzarzt zwei Schwes-tern sowie vier männliche Wärter und bis zu acht weibliche Dienstboten dem Personal angehörte.


Die Sophienheilstätte – Gründung und Anfangsjahre

Sanitätsrat Dr. Adam Koppert (1870–1949) wurde 1902 Chefarzt der Sophienheilstätte und übernahm diese Aufgabe bis 1934. Ein fachlicher Austausch mit den Ärzten benachbarter Kliniken, insbesondere mit dem Bezirksarzt Dr. Pfeiffer in Weimar, der wahrscheinlich schon an der Ansiedlung der Heilstätte bei Berka unter der Großherzogin Sophie beteiligt gewesen war, ist für den weiteren Ausbau der Lungenheilstätte anzunehmen. Dr. Koppert führte die Therapien seines Vorgängers weiter. Das Hauptziel dieser Behandlung war die Unterstützung der Widerstandskraft des erkrankten Organismus. Chefarzt Koppert war ein Anhänger der Arbeits- und Beschäftigungstherapie. 1912/13 kaufte die LVA Thüringen auf Veranlassung von Chefarzt Dr. Koppert das Rittergut München zu arbeitstherapeutischen Zwecken. In der Gärtnerei mit Baumschule, Gewächshaus, Spargelanlage, 60 Frühbeeten und einem Bienenhaus mit 30 Völkern wurden arbeitsfähige Patienten beschäftigt. Die schweren Arbeiten blieben jedoch dem Personal und Gesunden vorbehalten.

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(mit freundlicher Genehmigung der Zentralklinik Bad Berka)