Der Erker in der Kranichstraße

Der Erker in der Kranichstraße

Den meisten Nordhäusern ist der zweigeschossige Erker in der Kranichstraße oberhalb des Modegeschäftes Hebestreit sicherlich bekannt. Da der Erker für viele Menschen in ihrer Wahrnehmung schon immer zu dem Wohngebäude gehört, wird er kaum beachtet.

Sicherlich ist kaum einem bekannt, woher die dargestellten Figuren stammen , wen sie darstellen und mit welcher Technik diese Figuren hergestellt wurden.

Beim Lesen einer kleinen Zeitschrift mit dem Titel “ Der Nordhäuser Roland “ von April 1958 wurde ich auf die Gestaltung und die ausgeführte Technik aufmerksam.
Hiermit möchte ich interessierte Nordhäuser über die Besonderheit des Erkers aufmerksam machen. .
Bei der angewendeten Technik handelt es sich um eine Sgraffito-Arbeit und wurde von der Künstlerin Irmala Hadelich-Nauck im Sommer 1957 ausgeführt.
Die Sgraffito-Technik ist eine Dekorationstechnik zur Bearbeitung von Wandflächen. Dabei werden mehrere dünne Putzschichten in verschiedenen Farben übereinander aufgebracht. Durch Abkratzen von einzelnen Teilen der jeweils oberen Putzschicht werden Teile der darunterliegenden Putzschicht freigelegt. Auf diese Weise entsteht durch den Farbkontrast ein Bild.
An diesem Erker wurde zu unterst eine grau-schwarze Putzschicht ,als nächstes eine weiße und zum Abschluss eine rote aufgebracht.

Die dargestellten Motive stammen alle aus verschiedenen Harzsagen.
Auf der linke schmalen Seite wird die „Spinnerin von vom Arnstein“ und auf der rechten schmalen Seite das Mädchen Maria mit der Wunderblume aus dem Selketal dargestellt.
Das linke der drei Mittelfelder stellt das verzauberte Mädchen dar welches der Kuhhirte, der im rechten mittleren Feld dargestellt ist, befreien sollte.
Das große mittlere Feld zeigt den Wassermann der gerade ein Mädchen entführt.
Die Brockenhexe, im unteren mittleren Feld dargestellt , darf natürlich nicht fehlen.

Wer möchte kann die hier genannten Märchen nachlesen in der Sammlung “ Sagen und Märchen aus dem Harz“ von Annelise Probst (Altberliner Verlag Lucie Grosser 1954).

Lutz-Günter Beck